Widersprüche? Bereits in den Spätwerken Leonardos und Raffaellos sowie im gesamten Werk Michelangelos nach 1505 schwinden zunehmend Natürlichkeit und Klarheit zugunsten einer Darstellung der Widersprüche in den Erscheinungen der sichtbaren Welt. Bei den Künstlern der folgenden Generation entwickelt sich ein ausgesprochen anti-klassischer Stil, den die Kunstgeschichte als Manierismus bezeichnet.
Die Folgen: Künstliches. Komplexes. Exzentrisches. Der eigenbrötlerische Jacopo Pontormo (1494–1557) schafft nun Werke von existentieller Tiefgründigkeit, erhebt das Bizarre und Rätselhafte zu positiv bewerteten künstlerischen Prinzipien. Rosso Fiorentinos (1495–1540) Malereien zeigen eine irreale Farbigkeit, ausdrucksvolle Gesten und eine Verunklärung des Bildraumes.
Die Lehrveranstaltung erhellt durch die Analyse von Kunstwerken den hochspannenden „italienischen Weg“ von der angeblich so „klassisch-harmonischen“ Hochrenaissance in die exaltiert-kapriziöse Welt des Manierismus.
Eine Fahrt nach München, um dort in der Alten Pinakothek Originale italienischer Manieristen zu betrachten, ist geplant.
Hochrenaissance: Natürlichkeit. Klarheit. Harmonie. Der als „Universalgenie der Renaissance“ gefeierte Leonardo da Vinci (1452–1519). Dann: Michelangelo Buonarrotti (1475–1564), der „größte Künstler aller Zeiten“. Schlussendlich: Raffaello Sanzio (1483–1520), gar als „Göttlicher“ bezeichnet! Diese künstlerischen Größen markieren den Zenit der italienischen Renaissancekunst. Allerdings erfüllen bei genauer Betrachtung nur wenige ihrer Werke die strengen Forderungen der klassischen Hochrenaissance.
Widersprüche? Denn bereits in den Spätwerken Leonardos und Raffaellos sowie im gesamten Werk Michelangelos nach 1505 schwinden zunehmend Natürlichkeit und Klarheit zugunsten einer Darstellung der Widersprüche in den Erscheinungen der sichtbaren Welt. Bei den Künstlern der folgenden Generation entwickelt sich ein ausgesprochen anti-klassischer Stil, den die Kunstgeschichte als Manierismus bezeichnet.
Eine Fahrt nach München, um dort in der Alten Pinakothek Originale von Leonardo da Vinci und Raffaello Sanzio zu betrachten, ist möglich.
Kunst bei Hof | Teil III
"Mit Tugend und Beispiel": Die Porträts Kaiser Josephs II. im Kontext der europäischen (Tiroler) Kunst des Neo-Klassizismus.
Dr. Helmuth Oehler in Koopertion mit der Burghauptmannschaft Österreich
„Mit Tugend und Beispiel“: Dieser Wahlspruch, den Joseph II. 1764 anlässlich seiner Wahl zum römisch-deutschen König annahm, charakterisiert seine politischen Ideen. Sie sind auch Ausgangspunkt der Untersuchung der von Malern und Skulpteuren geschaffenen Porträts Josephs II.: Inwieweit spiegeln sie diesen Leitspruch des „aufklärerischen und reformwütigen“ Herrschers wider? Und unterscheiden sich damit von den Bildinszenierungen seiner Vorgänger und seiner Mutter, Maria Theresia?
Joseph II., ein Mann mit „schroffer Persönlichkeitsstruktur“ (Helmut Neuhold 2012), trug mit Vorliebe als erster Habsburger fast immer Uniform. In dieser ließ er sich auch darstellen: Für ihn war die Uniform eine bewusstes Gegenstück zur prunkvollen Hoftracht und stellte eine Möglichkeit dar, seinen Hang zur „Simplizitaet“ zu visualisieren.
Klar erkennbar ist, dass sich in den Kunstproduktionen für den Wiener Hof während der Regierungszeit Josephs II. der Wandel vom Spätbarock zum Neo-Klassizismus vollzog.
In der Veranstaltung werden zunächst die in der Kaiserlichen Hofburg zu Innsbruck vorhandenen Bildnisse Josephs II. vorstellt und analysiert. Im Anschluss werden sie im Seminarraum durch Bildvergleiche mit der europäischen (Tiroler) Kunst des Neo-Klassizismus in Verbindung gebracht.